Wer als Hochstammproduzent meinte, alles bereits erlebt zu haben, wurde dieses Jahr doch wieder überrascht. Die Nervosität der Branche stieg bereits mit dem Nationalbankentscheid von Anfang Februar, als der Euromindestkurs aufgegeben wurde. Schon bald wurden die Auswirkungen sichtbar; der Export von schwarzen Schweizer Konservenkirschen ist bei diesen Preisunterschieden nicht mehr möglich. Grosse Verarbeiter wollten nun weniger oder gar keine Schweizer Konservenkirschen mehr annehmen. Unter diesen Vorgaben war eine gemeinsame Preisfestsetzung nicht mehr möglich: die Branche verblieb ohne Richtpreis. Auch Hochstamm Suisse musste sich dem Druck beugen und senkte den Konservenkirschenpreis.
Zuletzt war weder der Eurokurs, noch die berüchtigte Kirschessigfliege der Hauptspielverderber, sondern das eigentlich wunderbare heisse Sommerwetter. Innert kürzester Zeit waren die Kirschen an den Ästen zusammengedorrt. Die Ernte abrupt beendet. Die Abnehmer, die bereits früh genügend Kirschen angenommen hatten, konnten die Bestellungen erfüllen, die Anderen bekamen zu wenig Rohstoff. Um rund 800 t war die Brennkirschenernte kleiner als die anfängliche Schätzung und damit weniger als halb so gross, als die Ernte 2014. Auch die Konservenkirschenernte blieb bescheiden. Immerhin: die Bestellung für Hochstamm Suisse Kirschen konnten erfüllt werden.
Die Hochstammkirschenbauern haben nun in vier Jahren drei schlechte Ernten verdauen müssen, sowie einen neuen Schädling, der unberechenbar ist: die Kirschessigfliege. Wenn die handgepflückten Tafel-, Konserven- und Brennkirschen vom Hochstamm eine Zukunft haben sollen, dann braucht es einen verlässlichen Preis, guten Absatz und einen Petrus, der möglichst wenig Wetterkapriolen zulässt.